Schon lange wollte ich mal wieder Wandern gehen. Mir fehlte das Grün, mir fehlten Naturgeräusche, knackende Baumwipfel, die sich im Wind bewegten, raschelnde Blätter und Vogelgezwitscher. Seit Corona bin ich so voller Informationen, was mich extremst unruhig macht und nicht einmal meine täglichen Mediationen helfen mich runterzufahren. Was mir aber IMMER hilft: die Natur.
An Karfreitag war es dann soweit: zusammen mit meiner Schwester ging es zum Wandern in die schöne Pfalz. Das Wetter war ideal und so packten wir uns ein Vesper ein, genügend zu trinken, zogen eine bequeme Klamotte an und los ging´s. Beim Wanderparkplatz angekommen haben wir erst einmal eine Ehrenrunde gedreht zur Orientierung bis wir dann unseren Wanderweg gefunden hatten. Uns zog es zum Eckkopfturm – etwas mit Aussicht musste her. Und ein Wanderweg, der weit weg von den Straßen führt, tief in den Wald hinein. Keine Zivilisationsgeräusche – oder zumindest so wenig wie möglich.
Genau darum geht es mir, wann immer es mich in die Natur zieht: Entschleunigung, Erdung, Reizüberflutung reduzieren, Gelassenheit und Ruhe. Aber auch mir selbst nahe zu sein. Ich fühle mich wie in einer grünen Wolke, geborgen und beschützt, friedvoll und klar, dankbar.
Kennst du den Begriff „Waldbaden“ oder „Shinrin Yoku“?
Shinrin Yoku ist eine in Japan allgemein anerkannte und staatlich geförderte Maßnahme zur gesundheitlichen Prävention. Mittlerweile gibt es dort 63 Waldheilungszentren, in denen man unter Anleitung von medizinisch geschulten Shinrin Yoku Guides in den Wald eintauchen kann, um sein Wohlbefinden und seine Gesundheit zu stärken. Waldbaden ist die deutsche Übersetzung von Shinrin Yoku.
Es geht darum, hier und jetzt in einem Wald zu sein, die Lunge entspannt atmen zu lassen und die Atmosphäre des Waldes sinnlich wahrzunehmen – seine Sinne auf eine eigene Erlebnisreise zu schicken, den Wald zu sehen, zu hören, zu riechen, zu fühlen und zu schmecken. Es muss gar kein besonderer Wald sein, weder groß noch berühmt, ein einfacher Wald um die Ecke reicht schon aus.
Quelle: https://www.im-wald-sein.de/was-ist-shirin-yoku-waldbaden-imwaldsein/
Was mir immer wieder auffällt: wir sind teilweise gar nicht mehr daran gewöhnt voll in die Natur einzutauchen, sondern haben uns immer mehr von ihr entfremdet. „Igitt, Tiere hier, Käfer dort, Spinnweben und es juckt plötzlich überall.“ Schon lustig, was man bei so einem „City-Detox“ beobachten kann. Ich wandere wirklich gern und ich liebe die Natur. Weder Käfer oder andere Tiere machen mir etwas aus. Mir ist es wichtig den Wald zu spüren. Ich will Blätter und Rinde berühren, Gerüche wahrnehmen, Harz riechen – und vor allem mein geliebtes Moos fühlen.
Ja, ich oute mich: ich LIEBE Moos. Ich liebe einfach alles daran. Das saftige Grün, die leichte Feuchtigkeit, die Struktur, die Weichheit und Gemütlichkeit. In Island lege ich mich absichtlich auf solche Mooslandschaften, mehr Erdung geht für mich nicht. Leider gibt es in unseren Wäldern nicht immer solche üppigen Mooslandschaften, aber ich freue mich über jedes kleine Fleckchen davon. Wenn ich moosbewachsende Bäume sehen, danke ich an die perfekte Symbiose und ein friedliches Miteinander. Manchmal sieht es so aus, als schmiegt sich das Moos wie grüne Socken um die Baumstämme. Das bringt mich immer zum Schmunzeln.
Welche positiven Auswirkungen hat das Waldbaden auf uns?
Auf der Gefühlsebene:
- Wir entspannen – sowohl Seele als auch Körper
- Wir lernen wieder Stille zu genießen
- Der Wald inspiriert uns
- Wir können besser durchatmen
- Sie Stimmung hebt sich, wir fühlen uns glücklicher
- Verbundenheit mit der Natur wächst
- Unsere Intuition wird gestärkt
Wissenschaftlich erwiesene Effekte:
- Der Lärm nimmt im Wald ab, das wiederum Beschwerden durch Reizüberflutung (Kopfschmerzen, Konzentrationsmangel, Hör- und Augenprobleme) entgegenwirkt
- Grün wirkt beruhigend, es lässt Kräfte sammeln und regenerieren
- Federnder Boden ist gut bei Gelenk- und Rückenbeschwerden
- Der Parasympathikus wird sehr stark aktiviert, sodass die Stresshormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin stark zurückgehen (wirksam bei Burnout, Depressionen, bei ADHS und bei Panik- und Angststörungen) >> Stress lässt sich besser bewältigen
- Pflanzlichen Terpene üben pharmakologische Wirkungen auf Menschen aus, schützen den Körper vor freien Radikalen, töten Krankheitserreger und beeinflussen das Immunsystem (das stark mit der Psyche zusammenhängt)
- Die natürlichen Killerzellen werden erhöht und aktiver
- Das Niveau der Anti-Krebs-Proteine, mit dem das Immunsystem Krebs vorbeugt, wird im Wald deutlich erhöht
- Der Schlaf wird verbessert
- Die ätherischen Öle und Terpene von Nadelbäumen haben eine erfrischende, desinfizierende und für die Bronchien heilsame Wirkung
Quelle: https://www.waldbaden.com/waldbaden/waldbaden/positive-auswirkungen/
Es lohnt sich in jedem Fall regelmäßig in den Wald zu gehen. Auf allen Ebenen (Körper, Geist, Seele) kann Heilung stattfinden und unser innerer Arzt bekommt wunderbaren Rückenwind.
Meine Schwester und ich haben die Aussicht vom Eckkopfturm sehr genossen und standen eine Weile schweigend über den Baumwipfeln umgeben von den Klängen der Natur – und ein paar Menschengeräuschen, aber die gehören ja auch zur Natur 😉 Wir dürfen uns nur daran erinnern.